Genuss-Barometer: Tendenz steigend!

Was auf unserem Teller landet, soll ebenso gehaltvoll wie schmackhaft sein und unseren Hunger stillen. Andererseits zeigen wir mit dem, was wir zu uns nehmen auch unser Lebensgefühl. 2021 ist laut Zukunftsinstitut demnach das Jahr des bewussten Genießens. Unter dem Motto “Soft Health” stehen nicht die Nährwerte, sondern Vielfalt und Ausgewogenheit bei Lebensmitteln im Fokus. Das ist aus meiner Sicht auch nicht weiter verwunderlich. Denn die Corona-Pandemie hat uns sehr eindrucksvoll die Probleme im aktuellen Lebensmittelsystem vor Augen geführt und Gesundheit und Sicherheit bei der Wahl der Lebensmittel zu noch wichtigeren Kriterien gemacht.  Zusätzlich hat sich das Interesse an ausgewogener Ernährung durch die Pandemie und die monatelange Erfahrung der gefühlt permanenten Verwundbarkeit verstärkt. Aktuelle Studien wie z.B. der Food Report 2022 bestätigen meine Einschätzung sogar. Während wir Konsumenten etwa im Zeitraum der Weltwirtschaftskrise 2008 unser Geld eher zusammengehalten haben, eine generelle wirtschaftliche Verunsicherung vorherrschte und das Premiumsegment stark einbrach, konnte dasselbe Segment –  also regional und Bio – einen deutlichen Zuwachs verzeichnen.

Corona hat nicht nur unsere Sicht auf die Dinge, sondern auch unsere Verzehr- und Essgewohnheiten fundamental verändert. Während die Corona-Krise einige Entwicklungen ausbremste, war sie auch ein Beschleuniger für andere. Dazu gehört zum Beispiel der gesamte Bereich „Online- und Lieferservice“. Aufgrund monatelanger Schließung der Gastronomie standen wir aber auch selbst viel mehr am eigenen Herd, als uns vielleicht lieb war. Durch die Renaissance des Selbstkochens haben wir wieder ein anderes Bewusstsein für unsere Lebensmittel erlangt. Damit meine ich, dass wir uns intensiver mit „Mitteln zum Leben“, unseren (Grund-) Nahrungsmitteln auseinandersetzen mussten.  Wie das kommt? Nun: Stellen Sie sich vor, Sie gehen in eine Gastwirtschaft und bestellen ein Schnitzel. Dann ist es Ihnen zunächst wichtig, dass das Schnitzel in seiner Gesamtheit schmeckt. Ob das Tier unter der Panierschicht ein glückliches Leben hatte, wo es aufgewachsen oder geschlachtet wurde, spielt für Sie eher eine untergeordnete Rolle. Anders verhält es sich, wenn Sie sich Ihr Schnitzel selbst zubereiteten. Dann haben Sie den Anspruch, das Bestmögliche auf den Teller zu bringen. Weil Sie viel näher am Ausgangsprodukt sind, können Sie überhaupt erst feststellen, ob das, was Sie wenig später essen wollen, auch ansprechend aussieht. Ob das Schnitzel also, wie es sein sollte, zartrosa und von fester Konsistenz ist oder aber eher blass und wässrig. Nachdem Sie in der Regel auch den Einkauf selbst getätigt haben, haben Sie die Chance, sich über Aufzucht, Haltung und Herkunft zu informieren. All das entfällt wohlmöglich, wenn Sie auswärts essen.

Man könnte zusammenfassend sagen: Foodtrends sind auch Gegentrends für die aktuellen Probleme unserer Zeit. Ob es um Tier- und Menschenwohl oder um durch Konsum verursachte Umweltschäden und Nachhaltigkeit geht, unsere Essgewohnheiten sind somit auch eine Art „Barometer“: schließlich  fängt gesellschaftliche Verantwortung bereits beim Essen an. Und wenn das heißt, dass Qualität, Genuss und Gesundheit in den Vordergrund rücken, bin ich sehr damit einverstanden!